Schulministerin: Kein Fördertopf für Burgschulerweiterung
Annabell Steiner Ab 2026 gilt in Deutschland ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder. Um diesem gerecht zu werden, soll in Neuenrade die Burgschule erweitert werden. Das wesentliche Problem dabei: die Finanzierung. Um das Thema zu besprechen, war jetzt (18. April) Nordrhein-Westfalens Ministerin für Schule und Bildung, Dorothee Feller (CDU), in Neuenrade.
Bürgermeister Antonius Wiesemann hatte sie im vergangenen Jahr in die Hönnestadt eingeladen, um über die Schulerweiterung zu sprechen. Die Bildungspolitikerin folgte der Einladung und sprach im Neuenrader Rathaus neben dem Bürgermeister mit Schulleiter Awerd Riemenschneider, der stellvertretenden Schulleiterin Jennifer Krause, Matthias Brockhagen als zukünftigem Schulleiter, Ira Valsamidou vom Schulamt der Stadt, Bauamtsleiter Marcus Henninger, Ruth Orthaus als Vorsitzende des Ausschusses für Schule, Sport, Jugend und Soziales, Till Hübscher, Schulrat des Märkischen Kreises, und dem Schulpflegschaftsvorsitzenden Heiko Zahn. Um möglichst offen reden zu können, war bewusst ein kleiner Teilnehmerkreis gewählt worden.
Zunächst stellte Antonius Wiesemann der Schulministerin die Schülerzahlprognose vor. Er skizzierte die aktuelle Betreuungssituation mit den drei Vereinen. Ab August gehe die Verantwortung für die Betreuungsangebote in das städtische Schulamt über, weil es ehrenamtlich nicht mehr zu stemmen sei. Das Stadtoberhaupt machte deutlich, dass steigende Schülerzahlen und größer werdende Raumknappheit die Stadt schon 2018 zur Gründung einer Planungsgruppe für Räumlichkeiten und Betreuungsmaßnahmen veranlasst habe. „Schulträger, Schulleitung, Vertreter der OGS und der Betreuungsvereine und das Schulamt des Kreises erarbeiteten nach den neuesten Erkenntnissen der Betreuungs- und Beschulungsformen mit Architekten Pläne zur Schulerweiterung. Pläne, die die Schulaufsicht bei der Vorstellung in der Politik als Leuchtturmprojekt betitelte“, unterstrich der Bürgermeister. Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ab 2026 habe im Jahr 2021 den Handlungsdruck verstärkt.
Marcus Henninger berichtete von der baulichen Entwicklung der Burgschule rund um den denkmalgeschützten Altbau bis zum Erwerb der Nachbargrundstücke 2019. Awerd Riemenschneider beschrieb Dorothee Feller den Ist-Zustand seiner Schule mit einer seit Jahren angespannten Raumsituation, fehlenden Gruppenräumen und Veranstaltungsfläche sowie kleinen Klassenzimmern im Altbau. Zur Differenzierung nutzen er und sein Team Flure. „Wir versuchen mit dem, was da ist, gut klarzukommen, aber der neue Plan ist die einzige Möglichkeit“, sagte er in Richtung der Ministerin.
Der Bauamtsleiter und Jennifer Krause stellten die Baupläne mit all ihren Finessen vor, die untrennbar mit dem pädagogischen Konzept verknüpft sind. Das Raumprogramm von Schule und OGS, die barrierefreie Erschließung, denkmalrechtliche Belange und ein Energiekonzept gehörten ebenso zu den allgemeinen Planungsparametern wie eine nachhaltige und flächenschonende Baukonstruktion und der Erhalt von Freiflächen. Besonderer Clou: In Alt- und Neubau sollen jahrgangsweise Cluster mit Gemeinschafts- und Differenzierungsbereichen sowie Sanitärräumen geschaffen werden. Möglich machen sollen das unter anderem mobile Wände.
Bereits vor zwei Jahren beliefen sich die geschätzten Baukosten für die Burgschulerweiterung auf rund 10 Millionen Euro zuzüglich Baunebenkosten. Dem gegenüber stehen Fördermittel des Landes für den OGS-Ausbau in Höhe von 375.000 Euro.
Nach der Präsentation lobte die Schulministerin: „Respekt, dass Sie das im engen Schulterschluss planen.“ Das sei wirklich toll und nicht selbstverständlich. In Bezug auf die Finanzierung sagte Dorothee Feller aber: „Sie kommen damit zu einer falschen Zeit. Sie kommen in einer Phase, wo öffentliche Haushalte angespannt sind und wo wir echt sparen müssen.“ Sie habe leider keinen Fördertopf: „Ich kann heute keine Förderzusage geben.“
Seine Enttäuschung brachte der zukünftige Schulleiter Matthias Brockhagen zum Ausdruck: „Mir drückt der Schuh bei der Perspektive.“ Er gab der Schulministerin mit auf den Weg: „Wir müssen da dran, sonst kriegen wir ein Problem.“
Da das Bauvorhaben nicht kurzfristig realisiert werden kann, hat die Stadtverwaltung an einem Plan B gearbeitet und als Übergangslösung das benachbarte ehemalige Hotel Zur Eule gekauft, um es ab dem kommenden Schuljahr für die OGS zu nutzen. Hier ist der Bauantrag gestellt, erste genehmigungsfreie Arbeiten haben begonnen.