Neuenrader Delegation besucht Ressourcenschutzsiedlung
Martin Hajek / ratioplan GmbH Eine Delegation des Neuenrader Bauamtes hat kürzlich auf Initiative der hiesigen Ingenieurin Amadea Hilleke vom Planungsbüro RegLas die Ressourcenschutzsiedlung in Bedburg-Kaster besucht, um sich über die innovativen Energietechnologien zu informieren, die dort zum Einsatz kommen. Der Besuch diente der Vorbereitung für die anstehende Pflichtaufgabe der kommunalen Wärmeplanung, insbesondere als Inspiration für ein geplantes Nahwärmenetz an der Niederheide.
Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu werden. Den größten Hebel für die dafür notwendige Energiewende stellt der Wärmesektor dar. Mit einem Anteil von rund 60 Prozent am Endenergieverbrauch verursacht die Wärmeversorgung mit Raumwärme, Prozesswärme, Warmwasser oder Kälteenergie einen Großteil des Treibhausgasausstoßes in Deutschland. Gerade im Wohnungsbestand stammt die Wärmeenergie noch zu rund 90 Prozent aus fossilen Energiequellen.
Das im Januar 2024 in Kraft getretene Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze (WPG) verpflichtet deshalb alle Kommunen zur Erstellung eines strategischen Plans zur Realisierung der lokalen Wärmewende. Zielsetzung ist die möglichst bedarfsgerechte Dimensionierung der Energieinfrastruktur. Als Ergebnis erfolgt eine Ausweisung und Zonierung von Eignungsgebieten mit den jeweils empfohlenen Heiztechnologien. Wichtig herauszustellen ist jedoch, dass die kommunale Wärmeplanung keine bestimmten Technologien verbindlich vorschreibt und die Hauseigentümer nicht von der anstehenden Aufgabe entbindet, sich eigenständig damit auseinanderzusetzten, welche Heizung für ihren individuellen Anwendungsfall am geeignetsten ist. Die Umsetzungsfristen der kommunalen Wärmepläne sind abhängig von der Einwohnerzahl. Für die Stadt Neuenrade gilt demnach der 30. Juni 2028 als spätester Fertigstellungszeitunkt.
Die Ressourcenschutzsiedlung in Bedburg demonstriert eindrucksvoll, wie die Energiewende erfolgreich umgesetzt werden kann: Diverse Photovoltaikanlagen sowie eine Windkraftanlage mit Direktanbindung liefern grünen Strom, den die Bewohner dank Batteriespeichern auch nachts oder bei Windstille nutzen können. Zusätzlich ist das Quartier an das öffentliche Stromnetz angeschlossen. Für die Wärmeversorgung sorgt eine Kombination aus Abwasser-Wärmerückgewinnung, Wärmepumpen, einem 10.000-Liter-Wärmespeicher und einer 400 Quadratmeter großen Erdwärmekollektorfläche. Ein Niedertemperaturnetz mit gleitenden Temperaturen minimiert unnötige Energieverluste und bietet im Sommer zusätzlich eine Kühlung der Gebäude.
Während des Besuchs erhielt die Neuenrader Delegation bestehend aus Bauamtsleiter Marcus Henninger, Patrick Jost aus dem Hochbau-Team der Stadt und Klimaschutzmanager Simon Mai wertvolle Einblicke von Experten aus verschiedenen Bereichen. Martin Hajek, Projektingenieur vom Planungsbüro ratioplan, gab einen Überblick über die technischen Aspekte des Projekts und die Integration erneuerbarer Energien. Thomas Kerner von der XNET GmbH sprach über die Rolle intelligenter Netze und Energiemanagementsysteme, während Uwe Dietze von der E.ON Energy Solutions GmbH die Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Implementierung von Wärmenetzen beleuchtete.
Die Teilnehmer der Stadtverwaltung waren begeistert von den innovativen Ansätzen und freuen sich darauf, die erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen in zukünftige Projekte und Initiativen in Neuenrade einbringen zu können.